Oktober 2019 - Ehemalige Synagoge Rexingen

Buchvorstellung zum Jahrestag des Novemberpogroms 1938
Sonntag, 10. Nov. 2019, 16.00 Uhr.

Der dritte Band in der Reihe „Jüdische Friedhöfe der Stadt Horb“ beschreibt, wie sich in einem Zeitraum von etwa 80 Jahren in Horb inmitten einer überwiegend katholischen Nachbarschaft eine vielfältige schwäbisch-jüdische Kultur entwickelte. Umfangreiche Recherchearbeiten im Stadtarchiv bilden die Grundlage, auf der 32 Autor*innen diese Geschichte erzählen. In enger Zusammenarbeit mit dem Rexinger Synagogenverein ist eine fundierte Dokumentation zur Entstehung, Blüte und Vernichtung der jüdischen Gemeinde in Horb entstanden.

Von den sechs jüdischen Gemeinden, die sich bis ins 20. Jahrhundert hinein auf dem heutigen Stadtgebiet der Großen Kreisstadt befanden, war die Horber Gemeinde die kleinste und die jüngste. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem den Juden die freie Wohnortwahl gestattet war, zogen die ersten Familien aus den umliegenden Dörfern nach Horb. Sie kamen aus den LandgemeindenDettensee, Mühlen, Mühringen, Nordstetten und Rexingen. Horb bot ihnen eine städtische Infrastruktur wie die Bahnstation, weiterbildende Schulen, ein Krankenhaus und die Möglichkeit, ihre kleinen ländlichen Läden und Betriebe in der Stadt zu erweitern und neue Kundenkreise zu erschließen. Der Rabbinatssitz wurde 1913 von Mühringen nach Horb verlegt, dem schnell anwachsenden neuen Zentrum des Schwarzwaldkreises.

Im Hauptteil des Buches werden viele der Familien biografisch vorgestellt. Das Zusammenleben von Christen und Juden in Horb, Erinnerungen an die jüdischen Nachbarn, die NS-Zeit mit dem Ende der noch jungen Gemeinde und eine Volldokumentation des jüdischen Friedhofes im Neckartal sind weitere Schwerpunkte des Bandes.

Vom Leben in Horb am Neckar.
Die jüdische Gemeinde und ihr Friedhof
Herausgegeben vom Stadtarchiv Horb und vom Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen. Dritter Band der Reihe „Jüdische Friedhöfe der Stadt Horb“.
Festeinband, Fadenheftung, 413 Seiten. ISBN 978-3-95505-118-1, Euro 30.
Zu beziehen am Büchertisch am 10. November im Kloster,
über den Buchhandel oder im Museum Jüdischer Betsaal Horb zu den Öffnungszeiten.

Warum der Antisemitismus uns alle bedroht: Wie neue Medien alte Verschwörungsmythen befeuern

Am Donnerstag, den 17. Oktober 2019 um 19:30 Uhr wird Dr. Michael Blume, Beauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus, in der Mensa des Martin-Gerbert-Gymnasiums in Horb, Fürstabt-Gerbert-Str. 21, über Antisemitismus und Verschwörungsmythen referieren.

Er selbst sagt: "Ich vertrete die These, dass wir für das Verständnis von Semitismus und Antisemitismus keine Pseudo-Genetik und keine Verschwörungsmythen brauchen. Vielmehr haben wir es mit der immer noch völlig unterschätzten Wirkung von Medien zu tun …Nach jüdischer Überlieferung begründete Sem, Sohn Noahs, die Tradition der »semitischen« Schriftreligion, aus der das Judentum und Christentum sowie der Islam entstanden. Gegen diese weltverändernde Kraft der Schriftreligionen stemmten sich zahlreiche Gegentheorien. Durch das Aufkommen von Medien wie Buchdruck, Radio, Film, Internet und Social Media entfaltet dieser Antisemitismus eine enorme Gegenbewegung, die imstande ist, die Grundlagen unserer modernen, demokratischen Gesellschaft zu erschüttern. Einige demokratische Rechtsstaaten sind bereits zu populistischen Autokratien zurückgefallen. Das mediale Ringen um die Zukunft der Menschheit und die Rolle der Religionen darin hat damit gerade erst begonnen."

Dr. Michael Blume (*1976 in Filderstadt) studierte Religions- und Politikwissenschaften in Tübingen, wo er auch zu Religion und Hirnforschung promovierte. Seit 2003 arbeitet er im Staatsministerium Baden-Württemberg und leitete von März 2015 bis Juli 2016 die Projektgruppe „Sonderkontingent für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder aus dem Nordirak“. Seit März 2018 ist er Beauftragter gegen Antisemitismus der Landesregierung Baden-Württemberg. Zudem ist er Leiter des Referats „Nichtchristliche Religionen, Werte, Minderheiten, Projekte Nordirak“.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung Kreis Freudenstadt e.V. statt.