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Am Jahrestag der Pogromnacht gestaltet der Südwestdeutsche Kammerchor Tübingen ein Programm mit Werken jüdischer Komponist*innen in Horb-Rexingen. Das Konzert unter dem Titel „Die Welt wird wieder zum Garten“ mit Chormusik von der Renaissance bis in die Moderne unter der Leitung von Prof. Judith Mohr findet am Sonntag, 9. November, um 17 Uhr in der Katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist statt. Der Eintritt ist frei. Veranstalter ist der Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen, dem auch ein Teil der Spendeneinnahmen zugutekommt.
Auf dem Programm stehen Werke von Salomone Rossi (1570–1630), Giacomo Meyerbeer (1791–1864), Salomon Sulzer (1804–1890), Louis Lewandowski (1821–1894) und Felicitas Kukuck (1914–2011) sowie den zeitgenössischen Künstlern Menachem Wiesenberg (*1950) und Roxanna Panufnik (*1968). Außerdem erklingt Musik, die Gideon Klein (1919–1945), Viktor Ullmann (1898–1944) und Ilse Weber (1903–1944) unter unvorstellbaren Bedingungen im Konzentrationslager Theresienstadt komponiert haben.
Mit diesem ungewöhnlichen Konzertprogramm wollen der Südwestdeutsche Kammerchor Tübingen und der Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen den Reichtum oft nur wenig bekannter jüdischer Chormusik im Laufe der Jahrhunderte aufzeigen. Dazu gehört auch, die Erinnerung an das Schicksal der Komponistinnen und Komponisten wachzuhalten, die im Nationalsozialismus ermordet wurden. Außerdem geben die Konzerte einen Einblick in aktuelle Tendenzen der Kompositionsarbeit jüdischer Komponistinnen und Komponisten.
Der Südwestdeutsche Kammerchor Tübingen (SWDK) ist ein gemischtes Vokalensemble, das sich anspruchsvoller Chorliteratur aus allen Epochen widmet und seit 2019 unter der Leitung von Judith Mohr steht. Die je nach Projekt 40 bis 50 Sänger*innen aus Tübingen und ganz Baden-Württemberg bringen langjährige chorische und stimmliche Erfahrungen mit. In monatlichen Probenwochenenden erarbeiten sie drei bis vier verschiedene Programme im Jahr.
Als einer der renommiertesten Chöre der Region lässt der SWDK die ganze Bandbreite der Chormusik erklingen: von A-cappella-Stücken der Renaissance über chorsinfonische Werke bis zu zeitgenössischen Kompositionen. Eine große stilistische Vielfalt und Internationalität der Werke, prägnanter Ausdruck und expressive Intensität charakterisieren die Konzerte des Chores. Die Sänger*innen sind regelmäßig in der Tübinger Motette und in weiteren Konzertreihen der Region zu Gast.
Der SWDK wird von einem Förderverein getragen und ist Mitglied im Verband Deutscher KonzertChöre.
Judith Mohr hat Chorleitung in Köln bei Prof. Marcus Creed (2015 Bachelor mit Bestnote) und in Stuttgart bei Prof. Denis Rouger (2018 Master mit Auszeichnung) studiert. Seit 2015 leitet sie den Kammerchor CONSTANT, mit dem sie 2017 den Landeschorwettbewerb NRW gewann und 2018 am Deutschen Chorwettbewerb in Freiburg teilnahm. 2019 übernahm sie die Leitung des Südwestdeutschen Kammerchors Tübingen. Seit 2021 unterrichtet Judith Mohr als Dozentin an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und ist seit Oktober 2023 mit einer Professur an der Universität der Künste in Berlin tätig. Darüber hinaus ist Judith Mohr Vorsitzende des künstlerischen Beirats des Verbands Deutscher KonzertChöre und engagiert sich unter anderem im Präsidium des Bundesmusikverbandes für Chor und Orchester, der die Interessen der Amateurmusik gegenüber Politik und Öffentlichkeit vertritt.
Weitere Informationen: www.swdk.de
Anlässlich des Gedenktages zum Novemberpogrom 1938 führen Schülerinnen und Schüler des Christopherus Gymnasiums Altensteig ein außergewöhnliches Konzert mit Lesung in der Ehemaligen Synagoge auf. Es ist eine Hommage an die fast vergessene jüdische Schriftstellerin und Musikerin Ilse Weber, die 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Der Christopherus Kinderchor Altensteig unter der Leitung von Wolfgang Weible trägt Lieder vor, die Ilse Weber während ihrer zweieinhalbjährigen Gefangenschaft im Ghetto Theresienstadt gedichtet und vertont hat. Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte lesen Briefe und Gedichte aus dem Nachlass von Ilse Weber.
Der Oberstimmenchor mit etwa 40 Mädchen und Jungen im Alter von 11 bis 14 Jahren hat schon viele Preise bei Chorwettbewerben gewonnen. Er wird begleitet von den Solisten Marlene Theurer, Flöte, und Matthias Hinderer , Klavier. Das Motto des Christopherus Chores, „durch Singen Freude bringen“, war auch der Antrieb für Ilse Weber, die in Theresienstadt als Pflegerin in der Kinderkrankenstube arbeitete. Sie konnte sich heimlich eine Gitarre beschaffen und obwohl es verboten war, sang und spielte sie täglich Lieder für die Kinder und andere Mithäftlinge, um ihnen etwas Freude und Hoffnung in ihrem bedrängten Dasein zu schenken. Ihre Theresienstädter Lieder und Gedichte konnten in einem Versteck die NS-Zeit überdauern.
Das Portraitkonzert für Ilse Weber findet statt am
Sonntag, 10. November um 17.00 Uhr
in der Ehemaligen Synagoge in Rexingen.
Der Eintritt ist frei.
Um Spenden für die Arbeit des Christopherus Kinderchores wird gebeten.
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